Meine Vorfahren hatten im Laufe der Jahrhunderte die unterschiedlichsten Berufe. Es gab viele, die in der Landwirtschaft oder im Handwerk tätig waren bzw. heute noch sind. Aus diesem Grund werde ich auf diverse dieser Berufe noch einmal detailliert eingehen.
Viele Berufe sind mittlerweile verschwunden oder heißen heute anders.
Ein Großteil der deutschen Familiennamen leitet sich übrigens von Tätigkeiten, von Berufsbezeichnungen, von Werkzeugen, von Erzeugnissen und Handelswaren ab.
Arbeiter, Fabrikarbeiter, Arbeitsmann
Bäcker, Bäckermeister
Drellweber
Färber
Fliesenleger, Fliesenlegermeister
Fuhrmann
Gastwirt
Hausschlachter
Krüger
Maler
Maurer
Nagelschmied, Nagelschmiedemeister
Schlachter
Schlosser, Schlossermeister
Schneider
Schumacher, Schumachermeister
Techniker
Tischler, Tischlermeister
Weber, Webermeister
Weißgerber
Ziegler
Zigarrenmacher, Zigarettenfabrikant
Zimmergeselle, Zimmermann
Unterrubrik: Bürger, Bürgermeister, Schullehrer
Abbauer
Ackermann
Anbauer
Brinksitzer
Colon
Einhäusling
Einlieger
Gutsarbeiter
Halbhöfner
Halbmeier
Häusling
Hausmann
Holzhändler
Kätner
Köthner
Kleinköttner
Leibzüchter
Nahrungstreiber
Neubauer
Pflugkötner
Schäfer
Straßenkötter
Tagelöhner
Vollhöfner
Vollspänner
Damenschneiderin, Damenschneidermeisterin
Dienstmagd
Hausmädchen
Hebamme
Grundlagen
Berufe im Mittelalter
Es gab im Mittelalter in Deutschland unzählige Berufe. Die meisten davon waren handwerkliche Berufe. Eigentlich alles, was hergestellt werden konnte, hatte eine eigene Berufsbezeichnung, wie z.B. Glasmacher, Papiermacher, Sattler, Riemer, Schuhmacher, Strumpfsticker usw. Außerdem wurden genau so alle möglichen Dienstleistungen als Berufe ausgeführt, wie z.B. der Fassträger, der Hausanstreicher oder der Wirt.
Die Berufe entwickelten sich erst später im Mittelalter. Im Frühmittelalter lebte die Gesellschaft zum größten Teil auf dem Land. Jeder Hof war meist für sein eigenes Leben zuständig und fertigte sich selbst benötigte Gegenstände. Daher war die meisten Menschen im Mittelalter auch handwerklich begabt. Da sich aber kaum ein Bauer teure Geräte zur Verarbeitung von schwierigen Materialien leisten konnte, bestanden die meisten Gegenstände aus Holz, wo nötig aus Metall.
Das sieht man schon allein an der Einricht des Hauses. Möbel und Geschirr aus Holz war keine Seltenheit. Töpfe mussten wegen der Hitze des offenen Feuers aus Metall gefertigt werden.
Erst im Spätmittelalter, mit dem Aufkommen und Etablieren der größeren Städte, mit dem vermehrten Reichtum, den Modeerscheinungen und den daraus resultierenden gestiegenen Bedürfnissen der Menschen, entstanden die meisten spezielleren Berufe. Glasmacher, Goldschläger, Zirkelschmied oder Dachdecker boten ihre Dienste an. Mit der Zeit schlossen sich die meisten von ihnen in Zünften (handwerklichen Berufen) oder Gilden (Handelsberufe) zusammen.
Besonders verachtete Berufe
Auch unehrliche (ohne Ehre) Berufe genannt. Im Mittelalter gab es eine Reihe von Berufen, die von der Gesellschaft verachtet wurden. Als Paradebeispiel gilt hier der Scharfrichter (Henker, Schinder, Züchtiger). Man sah diesen Beruf als unangenehm und unmoralisch an. Der Ruf des Henkers färbte auch auf seine Familie ab. In der städtischen Gesellschaft des Mittelalters waren sowohl er, seine Frau als auch seine Kinder wegen seinem Beruf verachtet. Meistens lebte der Henker wegen seiner Ächtung außerhalb der Stadtmauern in einer schlechten Wohngegend.
Weitere unehrliche Berufe waren, wegen des unangenehmen Berufsbildes, der Abdecker (auch: Schinder) und der Totengräber. Die Menschen nahmen diese ehrlosen Berufe übrigens aus reiner Geldnot an und nicht etwa, weil sie merkwürdige Vorlieben hatten.
Das Paradebeispiel für einen Beruf, der als unmoralisch angesehen wurde, war Hure oder Prostituierte. Die Kirche hatte großen Anteil daran, diesen Berufsstand schlecht darzustellen, verboten wurde er jedoch nicht, da man sich in der mittelalterlichen Gesellschaft dachte, "lieber lassen die Männer ihren Druck bei den Prostituierten ab und verschonen dafür ehrbare Frauen". Man kann daraus wohl schließen, dass es für eine Frau alleine in der mittel-alterlichen Stadt gefährlich war, Vergewaltigungen wohl sehr häufig vorkamen.
Weitere verachtete Berufe
Das Bild von unehrlichen Berufen wandelte sich mit der Zeit. Mal waren mehr, mal weniger Berufe verachtet. Unterschiedlich nach Zeit und Ort und somit der lokalen Kultur. Zeitweise galten alle Berufe, in denen man mit Kranken, Verurteilten, Verletzten oder Toten in Berührung kam, als unehrlich. Das ging dann vom Gefängniswärter bis zum Arzt.
Oft wurden auch einfach Geschichten erfunden, um einen Berufsstand in schlechtes Licht zu rücken. Was die Hintergründe für solche Geschichten waren, weiß man nicht, ob es ein Streit war, Neid oder eine berechtigte Vermutung. Müllern warf man z.B. vor, sie betreiben in ihrer Mühle ein Bordell oder klauten den Bauern heimlich das Getreide, während es gemahlen wurde.
Den Schneidern warf man vor, sie klauten etwas von dem Stoff, der ihnen zum Schneidern von Kleidern hinterlassen wurde. Dem Schäfer wurde nachgesagt, er treibe Sodomie, wenn er einsam mit den Schafen auf der Weide war.
Der Bader hatte mit kranken Menschen zu tun und, wenn er ein Badehaus hatte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er auch Prostituierte beschäftigte. Die Schausteller, wie z.B. Taschenspieler hatten den Ruf, die Menschen zu bestehlen oder ihnen durch unlautere Mittel, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Nachtwächter schlich in der, im Mittelalter viel dunkleren, nacht durch die Gassen, was ihn von vornherein suspekt machte. Der Türmer (Turmhüter), dessen Aufgabe darin bestand, auf den höchsten Gebäuden der Stadt nach Gefahren Ausschau zu halten, war wohl eher wegen seiner Einsamkeit verstoßen. Denn seine eigentliche Aufgabe, die Menschen der Stadt bei Gefahr zu waren, sollte ja eigentlich als ehrhaft gelten. Aber oft wohnte der Türmer auch in dem gleichen Turm, von dem aus er Wache hielt und hatte so kaum Kontakt zu anderen Berufstätigen.
Weitere unehrliche Berufe waren "Leineweber, Töpfer, Wundarzt, Weber, Tänzer, Schauspieler, Possenreißer und Musikanten" (aus: Wikipedia)
Verbreitete Berufe
Bäcker, Bierbrauer, Buchbinder, Buchdrucker, Büchsenmacher, Drechsler, Färber, Fischer, Gerber, Glaser, Gold- und Silberschmied, Hufschmied, Hutmacher, Kammmacher, Klempner, Knopfmacher, Kürschner, Kupferschmied, Maler, Maurer, Dachdecker, Zimmerleute, Metzger, Münzmeister, Münzenmacher, Nagelschmied, Papiermacher, Sattler, Seiler, Schlosser, Schneider, Schornsteinfeger, Schreiner, Schumacher, Steinmetz, Strumpfstricker, Töpfer, Tuchbereiter, Uhrmacher, Weber, Zinngießer u.v.m.
Quelle: Bildersaal Deutscher Geschichte.
Zwei Jahrtausende deutschen Lebens in Bild und Wort
Anhand des Beispiel von ALVERDISSEN
kommt hier eine detaillierte Übersicht, welche Berufe bzw. Veränderungen im Laufe der Zeit eines "kleinen" Ortes in der Region Ostwestfalen-Lippe stattfanden.
1776-1805
Alverdissen hatte zu dieser Zeit den Status eines Marktfleckens mit verschiedenen städtischen Rechten und bis zu 77 Bürgern. Die Fleckenbürger waren weitgehend Kleinbauern.
Häufig genannte Berufe:
Neben der landwirtschaftlichen Bevölkerung findet man hier verstärkt Beamte und Militärangehörige. Da der Ort an einer Heerstraße lag, gab es ständig wechselnde Einquartierungen und Kriegstruppen, die durch den Flecken zogen.
1840-1856
Alverdissen hatte den Status eines Marktfleckens mit verschiedenen städtischen Rechten. Die Fleckenbürger waren weitgehend Kleinbauern. Genannt werden Colon, Heuerling, Hoppenplöcker, Leibzüchter, Mittelkötter, Großkötter, weiterhin Bürger und Einlieger.
Häufig genannte Berufe:
Beamte und andere staatlich Bedienstete, Gutsbesitzer, Handwerker, Kaufmann, Krüger.
1857-1868
Man findet sowohl landwirtschaftliche als auch städtische Standesbezeichnungen wie Bürger, Colon, Einlieger, Großkötter, Halbmeier, Häusling, Leibzüchter, Mittelkötter.
Häufig genannte Berufe:
Man findet verstärkt städtische Berufe wie Beamte, Handwerker, öffentlich Bedienstete
und Kaufleute.
1869-1875
Man findet sowohl landwirtschaftliche als auch städtische Standesbezeichnungen wie Bürger, Colon, Einlieger, Häusling, Leibzüchter, Mittelkötter.
Häufig genannte Berufe:
Es gibt verstärkt städtische Berufe wie Beamte, andere öffentlich Bedienstete,
Handwerker, Gastwirte.
Quelle: Ev. ref. Kirche Alverdissen
Kirchenbücher