Handwerk

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Wanderziegler

Die Ziegler im norddeutschen Raum waren meist Wanderarbeiter. Bekannt sind besonders die flämischen und lippischen Ziegler. Diese stellten Backsteine und selten auch Dachpfannen in Feldbrandweise her. Sie verdingten sich meistens nur für eine Saison und besaßen in der Heimat im Nebenerwerb einen Kotten.
Ziegler-Heimstätte 
Üblicherweise bewirtschafteten auch die lippischen Zieglerfamilien im Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft, eine kleine „Stätte“ mit einem Wohn- und Wirtschaftsgebäude, einem Garten und durchschnittlich etwa 3 Morgen oder rund 7.500 qm Ackerland. Auf dieser Stätte konnten durchaus ein bis zwei Schweine, Ziegen und sonstiges Kleinvieh (Hühner) unterhalten werden.

In solch einem „Kotten“ als relativ kleinem landwirtschaftlichen Gebäude waren damals nicht nur die Wohnräume der Familie, sondern auch die Stallungen, Vorrats- und Futterkammern, sowie allerlei landwirtschaftliche Geräte unter einem Dach untergebracht. Nur ein geringer Teil des Hauses diente der Familie zu Wohnzwecken. Der Ertrag der Stätte an Naturalien deckte den Nahrungsbedarf der Familie.

Zusatzeinkünfte als Wanderziegler
Die über den Nahrungsbedarf der Familie hinausgehenden Mittel zur Existenzsicherung verdiente der Vater, und oft auch die Söhne, als Zusatzeinkünfte durch ihre Arbeit als Wanderziegler. 
Während ihrer Abwesenheit von Frühjahr bis Herbst musste die Zieglerfrau die Verantwortung für Haus, Hof und Vieh alleine tragen. Sie bestellte das Land in Handarbeit, versorgte das Vieh, erzog die Kinder und arbeitete häufig noch beim Bauern als Tagelöhnerin. Von daher wurde das Leben der Zieglerfamilie in der Heimat vor allem durch die Zieglerfrau geprägt.

Ziegler Löhne 
Auf den Ziegeleien im Fürstentum Lippe boten sich den „Lippern“ gute Verdienstmöglichkeiten: 
Um 1800 konnte ein Ziegler während einer Kampagne mindestens doppelt soviel verdienen wie ein Knecht in der Umgebung. Zu diesen im direkten Vergleich hohen Löhnen trug im wesentlichen die Arbeit „im Akkord“ bei. Vom Frühjahr bis Herbst produzierten die Ziegler eine vereinbarte Anzahl Steine und erhielten am Ende der Kampagne ihr Geld für jeweils 1.000 fertige Ziegel. Dieser Betrag wurde unter den Zieglern entsprechend ihrer Tätigkeit und ihrer Stellung in der Gruppe aufgeteilt.

Auf den Ziegeleien gab es verschiedene Anstellungs und Lohnformen. Die Lohnarbeiter erhielten einen festen Stunden- oder Wochenlohn, welcher ihnen meistens wöchentlich ausgezahlt wurde. Daneben gab es Ziegler, die „Annehmer“, die zusätzlich zum Grundlohn am Akkord beteiligt waren. Ihr Anteil errechnete sich am Ende der laufenden Kampagne, nachdem vom Gesamtgewinn die Grundlöhne und der „Meistervorzug“, der Anteil des Ziegelmeisters, abgezogen worden war. Dadurch stand erst oft am Ende der Kampagne fest, wie hoch der Jahresverdienst war.
Quelle: GenWiki und Grafik LWL- Museum Lage-Lippe
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